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Njal Njalström - ein Nachruf

Heute kam eine kurze E-Mail aus Auroville: Njal died tonight! Love, Rita. Weder Njal noch ich gehörten zu denen, die den Tod eines nahestehenden Menschen für ein Unglück halten, einen Anlass zu Trauer und Verzagtheit. Wir waren uns immer einig, dass innerer Frieden nicht zu erreichen ist, wenn wir nicht bereit sind, loszulassen und anzunehmen, was uns widerfährt. Njal hat mir das schwer gemacht. Jetzt, nach zwei Monaten, bin ich so weit, dass ich diese Zeilen verfassen kann. Mir wird künftig nicht nur ein guter Freund fehlen, sondern auch ein Gesprächspartner, mit dem es lohnte, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, um sich per E-Mail über Fragen der Philosophie und der Spiritualität auseinanderzusetzen. Unsere Korrespondenz wäre, geordnet und um die behandelten Quellen ergänzt, wohl wert, weitergegeben zu werden. Ich bin aber nicht sicher, ob ich mich dieser Mühe unterziehen sollte. Unser Diskurs war uns wichtig, während wir ihn führten, und wir führten ihn wohl nicht in der Absicht, etwas darüber hinaus zu erreichen - der Weg ist das Ziel...

Njal hat sich über viele Jahre in Auroville für den Pflanzenschutz ohne chemische "Schädlingsbekämpfungsmittel" engagiert, hat jeden Tag an seinem Informationsstand mit Postern und Büchertisch gestanden, hat die Kleinbauern der Umgebung informiert und beraten. Er hat seine Arbeit auch bei brütender Hitze getan, obwohl er darunter litt. Nun hat sein alter Körper unter dieser Last versagt. Njal ist nicht mehr, aber seine Gedanken werden in uns weiterleben.

17. April 2012  Henning


 Njal                                  courtesy of Stella, Auroville Radio, 2012




In Memoriam Prof. Dr. Wolfgang Nitsch

Heute haben wir von Wolfgang Abschied genommen.Viele waren gekommen, darunter viele alte Weggefährten, die mit ihm seit der Gründung der Universität Oldenburg darum gerungen haben, dass hier ein Ort der geistigen Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte und um die daraus  zu ziehenden Konsequenzen entsteht, die sowohl den akademischen Alltag als auch die Beziehungen der Hochschule zum sozialen Umfeld betreffen im Sinne der Schärfung kritischen Bewusstseins, politischer Teilhabe und sozialer  Verantwortung. Dass die Universität Oldenburg heute den Namen Carl-von-Ossietzky-Universität trägt, was vor Jahren in Zeiten heftiger politischer Polarisierung erstritten werden musste, wird auch als Bekenntnis zu diesem Selbstverständnis wahrgenommen. Wolfgang war eine seltene, kostbare Pflanze im verkrauteten Garten unserer alltäglichen sozialen Erfahrungen, von schnellem, kritischen und trotzigen Intellekt, mit dem er die Bühne des Gesellschaftstheaters wachsam und streitlustig beobachtete. Dem Anspruch der Förderung durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes, bei herausragenden fachlichen Leistungen bereit zu sein, sich auch außerhalb des eigenen Fachs umfassend zu orientieren und sich gesellschaftlich zu engagieren, unter dem ich immer mit Selbstzweifeln litt, wurde Wolfgang in vorbildlicher Weise gerecht. Seine Verdienste als Wissenschaftler und Hochschullehrer wurden in der Öffentlichkeit und in den Ansprachen von  Freunden und Kollegen am Pult neben seinem Sarg ausführlich und anerkennend gewürdigt. Ich möchte diese Laudationes aus meiner eigenen Sicht ergänzen um die Erinnerung an Wolfgangs mutigen und solidarischen Widerstand  gegen undemokratische und rechtswidrige Tendenzen in Staat und Gesellschaft, wofür beispielhaft sein Protest gegen den Angriff auf die Meinungsfreiheit anlässlich der Affäre um das Mescalero-Pamphlet „Buback – Ein Nachruf“ im Jahr 1977 steht, dessentwegen er sich als Mitautor einer kritischen Stellungnahme von 47 Hochschullehrern, darunter 10 aus Oldenburg, vor Gericht verantworten musste und schließlich einem Berufsverbot durch Freispruch des Oldenburger Oberlandesgerichts entging. Für mich war er  mit seiner Unbedingtheit, wenn es um Freiheitsrechte und soziale Gerechtigkeit ging, ein Vorbild, das mein eigenes gesellschaftliches und politisches Engagement wesentlich beeinflusst hat. Als mich nach gewaltfreiem Widerstand gegen die Stationierung atomarer Angriffswaffen eine Gefängnisstrafe und ein schweres Unglück in der Familie traf, war Wolfgang einer der ganz wenigen, die mir anteilnehmend beistanden. Auf seine Treue war Verlass. Wie ich werden sich viele, die seinen Weg gekreuzt haben oder ihn begleitet haben, traurig bewusst werden, was wir mit ihm verloren haben. Einer der Redner hat es heute ausgesprochen: „Wenn ein Freund stirbt, stirbt auch immer ein Teil von uns selbst“.

3. Februar 2016     Henning